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Niacin gegen Cholesterin? Schädlich – Gefährlich – LächerlichNach den Vitaminen E, C und A läutet die schulmedizinische Wissenschaft eine neue KO-Runde gegen weitere Vitamine ein. Diesmal hat es das Vitamin B3 „erwischt“. Das „ aerzteblatt.de“ wusste am 17. Juli 2014 zu berichten, dass Niacin (Vitamin B3) in der HPS2-Thrive-Studie mit über 25.000 Hochrisikopatienten und einer Dauer von fast vier Jahren keinen guten Eindruck hat hinterlassen können. Als Folge davon wurde ein Kombinationspräparat, das Niacin und einen Prostaglandin-D2-Antagonisten (Laropiprant) enthält, vom Markt genommen. Der PGD2-Antagonist hat hier keine therapeutische Aufgabe, sondern dient nur dazu, die Nebenwirkungen des hochdosierten (2000 Milligramm Niacin) zu kaschieren, vor allem das Flush-Syndrom.
Das Ärzteblatt berichtet von „hochgesteckten“ Erwartungen, da das Niacin inzwischen bekannt geworden war für seine Fähigkeit, nicht nur das „schlechte“ LDL-Cholesterin zu senken, sondern gleichzeitig auch das HDL-Cholesterin, das „gute“ also, zu erhöhen. Immer hin, man höre und staune, konstatiert das Blatt, dass Statine dies (noch) nicht können. Und weil Niacin in der Lage ist, die LDL-Cholesterin senkende Wirkung von Statinen noch zu verstärken, hatte man sich das Vitamin als Zusatzmedikation bei Hypercholesterinämien vorbehalten. Zu den Statinen / Cholesterinsenkern habe ich übrigens ausführlich in meinem Buch Das Cholesterin-Märchen berichtet: Wer so viel Gutes tut, der muss dies auch in einer schulmedizinisch richtigen Studie beweisen können. Merck, der Hersteller der Niacin/Laropiprant-Kombination, initiierte also die oben besagte Studie und wollte herausfinden, ob bei Patienten mit beträchtlichen Gefäßerkrankungen eine Kombination der Kombination mit Simvastatin zu signifikanten Abnahmen von nicht tödlichen Herzinfarkten, Todesfällen aufgrund koronarer Ereignisse, Schlaganfällen oder arteriellen Problemen führt. Und man sah, was man erfreulicherweise sehen wollte: Die Kombination der Kombination senkte das LDL-Cholesterin um weitere 10 mg/dl und erhöhte das HDL-Cholesterin um 6 mg/dl. Durch Senkung des einen und Anhebung des anderen Werts versprachen sich die Autoren eine Senkung der kardiovaskulären Ereignisse um weitere 9 bis 11 Prozent. Aber es kam anders. Statt die Forscher mit positiven Ergebnissen zu verwöhnen, ärgerte die Kombination der Kombination die Autoren und den Hersteller mit „schwerwiegenden, nicht tödlichen, unerwünschten Ereignissen“. Und das waren die Erhöhung der Neuerkrankungen an Diabetes, Erhöhung von Myopathien, gastrointestinalen Problemen, wie Blutungen, peptische Ulzera, Dyspepsien, Durchfälle und so weiter. Es kam zu einem Anstieg von Infektionen und Blutungen, inklusive intrazerebraler Blutungen. Es traten vermehrt Hautprobleme auf. Gleiches galt auch für Schlaganfälle. Die Schlussfolgerungen aus diesem unglückseligen Ergebnissalat = Der Einsatz von Niacin ist bestenfalls in begründeten Ausnahmefällen gerechtfertigt, wo Patienten mit sehr hohen LDL-Cholesterinen geschlagen sind und wo eine gleichzeitige Kontraindikation für die Gabe von Statinen vorliegt (gibt es also doch eine Kontraindikation dafür; und ich dachte, man könnte das Zeugs ins Trinkwasser schütten… hm…). Die Legoland-Show must go onWer von der dogmatischen Hypothese (noch ein Widerspruch in sich) ausgeht, dass LDL-Cholesterin für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gefäßerkrankungen zuständig ist, der wird mit der oben zitierten Studie ein paar Probleme haben, die aber problemlos beseitigt werden können. Denn – warum sollte ein Vitamin solch deletären Nebenwirkungen hervorrufen? Aber der Abschuss der Vitamine ist ja keine Neuigkeit mehr. Ich denke, dass in diesem Fall kein Abschuss erfolgen sollte, sondern das Niacin als ein Sündenbock, ein Bauernopfer herhalten muss, um das mit in der Studie aufgenommene Simvastatin reinzuwaschen. Denn so ziemlich alle Nebenwirkungen, die dem Niacin in die Schuhe geschoben wurden, sind typische Nebenwirkungen von Statinen. Welche Nebenwirkungen Statine auslösen können, habe ich unter Cholesterinsenker Statine: Antiquierte Heilmethode auf dem Prüfstand, Statine senken Vitamin Q10 Spiegel und Gefäßschäden durch Cholesterinsenker? beschrieben. Eine Verschlechterung beziehungsweise Neuentstehung von Diabetes ist keine typische Nebenwirkung von Niacin, sondern von Statinen. Und die Ausbildung von Gefäßschäden in den Koronarien und große Arterien ist auch eine sorgsam verschwiegene Nebenwirkung dieser Substanzen, da sie uns als das genaue Gegenteil verkauft werden. Hinzu kommt noch, dass in dieser (und anderen Niacin-Studien) mit Dosierungen gespielt werden, die mit 2000 Milligramm alles andere als physiologisch zu betrachten sind. Laut Wikipedia gibt es für das Vitamin erfreulicherweise keine toxische Wirkung selbst bei hohen Dosen. Aber die Zahl der Nebenwirkungen, wie zum Beispiel das Flush-Syndrom, Blutdruckabfall, erhöhte Harnsäure und so weiter, nehmen signifikant zu. Und diese Nebenwirkungen setzen bei einer täglichen Dosis von 500 Milligramm und mehr ein. Der tägliche Bedarf wird je nach Geschlecht und Alter auf zwischen 5 Milligramm für Kinder und 15 Milligramm für Frauen und 20 Milligramm für Männer festgelegt. Bei einer Therapiedosis von 2000 Milligramm (das Hundertfache des Tagesbedarfs!) stellt sich bei mir der Verdacht ein, dass man hier „auf Teufel komm raus“ eine Senkung der Cholesterinwerte bei den Patienten erreichen wollte, ohne Rücksicht auf Verluste. Eine solche Praxis ist nicht weiter verwunderlich, da in der segmentiellen Medizin, wie die Schulmedizin sie darstellt, in der Regel erwartet wird, dass nur einige wenige, am besten aber nur eine einzige Substanz die Lösung des Gesundheitsproblems vollbringt. Ein holistischer Ansatz wird erst einmal die Frage stellen, ob das mit dem Cholesterin und seiner Senkung überhaupt notwendig ist. Und falls die Antwort „ja“ lautet, dann gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen, ohne dabei die Physiologie des Patienten zu belasten (siehe auch Den Cholesterinspiegel senken – Aber Natürlich). Und der Einsatz von Statinen und hundertfach überdosierten Vitaminen sollten das Mittel der allerletzten (verzweifelten) Wahl bleiben. Die Blindheit der segmentiellen MedizinWenn es darum geht, die Dogmen der heiligen Mutter Schulmedizin zu verteidigen, dann scheut man sich keinesfalls, die ohnehin fragwürdige Kompetenz in Sachen Wissenschaft auf die Spitze der Fragwürdigkeit zu treiben. Vor Jahren noch galt Cholesterin als schlecht und bekämpfenswert. Dann konnte die schulmedizinische Wissenschaft diese These so nicht mehr halten und fing an zu differenzieren in LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, VLDL-Cholesterin etc. Heute behaupten die Dogmatiker, dass das HDL-Cholesterin das gute Cholesterin sei und das LDL-Cholesterin das schlechte. Was aber passiert, wenn das gute Cholesterin steigt und das schlechte sinkt und trotzdem gibt es die Ereignisse, die sonst dem bösen Cholesterin angedichtet werden? Die oben zitierten Studien, bei denen solche Ereignisse unter Statinen ohne Zusatzmedikation gesehen wurden, werden in bewährter Manier totgeschwiegen. In der Niacin-Studie mit Statin, der Kombination der Kombination, wurden ähnliche Effekte gesehen und dann dem Vitamin in die „Schuhe geschoben“. Dabei gibt es ernstzunehmende Hinweise, dass die schulmedizinische Hypothese vom LDL-Cholesterin als dem bösen Cholesterin eine Geschichte für den Kindergarten ist. Dr. Aseem Malhotra ist ein junger Kardiologe in einem Londoner Krankenhaus, der eine ganz andere Auffassung von den bösen Cholesterinen hat. In einer Veröffentlichung im BMJ mit dem Titel: „ Saturated fat is not the major issue“ erklärt er, dass LDL-Cholesterin nicht gleich LDL-Cholesterin ist, sondern dass es auch hier Untergruppen gibt, die unterschiedliche physiologische Funktionen haben. Denn die LDL-Partikel variieren in Größe und Dichte, so dass sich hier weitere Untergruppen ausmachen lassen. Da gibt es die Typ-A-Partikel, die größer und weniger dicht sind, die für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen fast keine Bedeutung haben. Anders die Typ-B-Partikel, die kleiner und dichter sind. Sie werden als die „Bösen“ innerhalb der LDL-Familie bezeichnet. Interessanterweise werden die Typ-A-Partikel von aufgenommenen Fetten erhöht. Die Typ-B-Partikel dagegen erhöhen sich beim Konsum von Zuckern und anderen Kohlenhydraten. Das hieße also, dass auch das alte schulmedizinische Dogma vom bösen Fett in den Nahrungsmitteln als Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein Märchen ist. Vielmehr sieht es so aus, dass der vermehrte Zuckerkonsum eine Erhöhung der Typ-B-Partikel und somit eine Erhöhung der kardiovaskulären Erkrankungen bewirkt. Wenn ich aber eine Studie durchführe, die einfach nur LDL-Cholesterin senkt, weiß ich dann, welche LDL-Typen ich senke? Wenn ich bei einem Patienten ein Statin einsetze, das sein LDL-Cholesterin senkt, weiß ich dann was ich da genau senke? Ist es nicht denkbar, wie in der hier diskutierten Niacin-Studie, dass eine exzessive Senkung von LDL-Cholesterin durch Statine und hochdosiertem Niacin lediglich zu einer Senkung der Typ-A-Partikel führt und damit zu einer relativen Erhöhung der schädlichen Typ-B-Partikel? Wer weiß, ob nicht die Typ-A-Partikel eine Schutzfunktion gegen die Typ-B-Partikel ausüben? Ich weiß, das ist jetzt sehr hypothetisch, aber nicht undenkbar, dass die viel größeren Typ-A-Partikel die viel kleineren B-Partikel einfach verdrängen und somit an der Penetration in das Endothelium der Gefäßwände hindern. Mit der Verallgemeinerung von LDL-Cholesterin als dem bösen Cholesterin, welches zu bekämpfen ist „auf Teufel komm raus“, zeigt sich die schulmedizinische Wissenschaft wieder einmal von ihrer flachsten Seite. Keine Differenzierung heißt für mich kein glaubwürdiges Ergebnis. Auch die Tatsache, dass diese relativ neuen Erkenntnisse zur Differenzierung des LDLs nicht in das Studiendesign mit eingeflossen und berücksichtigt worden sind, erinnert mich stark an mittelalterliche Praktiken der Kirche, die damals nichts Besseres zu tun hatte, als ihre heiligen Dogmen mit Feuer und Schwert zu verteidigen. FazitEine neue Scheiterhaufen-Studie entlarvt die Gefährlichkeit eines weiteren Vitamins. Eigentlich sollte das Vitamin B3 auf dem schulmedizinischen Scheiterhaufen landen. Ich denke aber, dass man die Studie und mit ihnen die Statine getrost auf selbigen werfen kann, da hier mit Prämissen hantiert wird, die vielleicht vor Anno Tobak von 50 Jahren letzter Stand der Wissenschaft waren. Für mich, und so kommt es auch im Ärzteblatt zum Ausdruck, wird hier Wissenschaft be- und vertrieben, die leicht verständlich ist für Leute, die nichts von Wissenschaft verstehen. So viel wissenschaftliche Einfalt wird nur noch von Otto Waalkes übertroffen, der sich seinerzeit fragte: „Und was machen die Bienen, wenn die Blumen ihre Tage haben?“ Antwort: Sehr wahrscheinlich nehmen sie viel Vitamin B3 und machen eine Studie.
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