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Krebsforschung – Von „Durchbrüchen“ und „Kampfansagen“

Gepostet am von René Gräber mit 13 Kommentaren

Das Interview mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek (kennt die jemand??), das ich in der „Süddeutsche Zeitung“ vom 29. Januar 2019 las  [1], war mal wieder alter Wein in neuen Schläuchen.

Nichts Neues war, dass oberste Forscherin der Bundesregierung in Deutschland zum Kampf gegen den Krebs aufruft. Diesen Aufruf im „Kampf gegen Krebs“ höre ich seit meiner Kindheit (ich stamme ja aus einer Ärztefamilie). Als Jugendlicher glaubte ich tatsächlich noch an die ständigen Durchbrüche, Kampfansagen und Entwicklungen. Aber dazu gleich mehr.

Die entscheidende Frage ist doch zunächst: Warum ruft jemand zu etwas auf, dass sowieso schon andauernd aufgerufen wird?

 

Schon wieder ein „Aufruf gegen Krebs“

Der Aufruf ist nicht nur einfach ein Aufruf. Selbiger scheint der Zuckerguss zu sein, der über ein Projekt gegossen werden soll, das sich „Nationale Dekade gegen Krebs“ schimpft, und welches unlängst in Berlin vorgestellt wurde. Das Interview in der „Süddeutsche Zeitung“ erklärt, beziehungsweise will erklären, begründen, rechtfertigen etc., warum die Welt dieses Projekt dringend benötigt.

Die erste Aussage der Ministerin gibt die dringende Begründung dafür ab, dass so ein Projekt noch dringender notwendig ist. Denn, so sagt sie, ist Krebs in Deutschland immer noch die zweithäufigste Todesursache. Und dass Krebs ja Angst macht. Und dass das langfristige Ziel „Heilung“ heißt.

Wenn das stimmt (leider besteht daran kein Zweifel, dass Krebs die zweithäufigste Todesursache ist), dann frage ich mich, was hat die Forschung diesbezüglich in den letzten 50 Jahren auf die Beine stellen können? Bislang sind wir von „Durchbrüchen“ ohne Ende überschwemmt worden, mit dem Erfolg, dass diese Durchbrüche die Todesursache Krebs auf Platz zwei katapultiert haben? Und weil es so herrlich nicht funktioniert hat, brauchen wir ein neues Projekt, was nicht viel anders zu sein scheint, als all die anderen alten Projekte auch.

Schön auch zu lesen, dass in diesem Zusammenhang der Begriff „Heilung“ fällt. Alles relativiert sich natürlich dann, wenn man das Wörtchen „langfristig“ dazu fügt. Das soll dem Leser klarmachen, dass es so einfach dann doch nicht ist. Und weil es nicht so einfach ist, brauchen wir ein Projekt. Und das Projekt kostet Geld. Das Geld kommt vom Steuerzahler. Kapiert? Denn der zahlt gerne, wenn er das Wort „Heilung“ hört. Schließlich will jeder Heilung, oder etwa nicht? Wer also gegen dieses Projekt sein sollte, der ist dann wohl auch gegen „Heilung“…

Lieber Steuerzahler, du finanzierst hier ein Projekt, das praktisch genau das macht, was andere Projekte ebenfalls so herrlich erfolglos gemacht haben, nur diesmal etwas anders und vor allem langfristig.

Ganz toll sehen dann die sogenannten „Zwischenziele“ aus. Sie machen gleichzeitig klar, dass das langfristige Ziel Heilung sehr wahrscheinlich irgendwann mal im Jahr 10.053 erreicht wird. Bis dahin müssen wir halt lernen, „besser mit Krebs leben zu können, mehr Lebensqualität für die Erkrankten und die Angehörigen zu erreichen“. Richtig! Mit Krebs leben statt Krebs heilen (was erst im Jahr 10.053 möglich ist) stellt man sicher, einen Dauerkunden/Patienten zu kreieren, der für das Marketing der Pharmaindustrie besonders interessant ist.

Damit wissen wir jetzt schon gleich nach der ersten Frage, was mit der „Vision zur Nationalen Dekade“ wirklich gemeint sein könnte.

Vision und Vorgehensweise

Jetzt sollte man meinen, um Heilung in 10.053 zu erzielen, würde die Vision empfehlen, die Forschung in Richtung all dessen zu intensivieren, was bislang offensichtlich versäumt worden ist. Dazu gehört auch die Tatsache, dass aus unerfindlichen Gründen der Organismus selbst in der Lage ist, maligne Zellen zu eliminieren. Bislang scheint niemand wirklich zu wissen, wie er dazu in der Lage ist. Bislang scheint auch niemand wirklich wissen zu wollen, warum er dazu in der Lage ist. Denn mit einem solchen Wissen würden natürliche Alternativen bei der Bekämpfung von Krebserkrankungen einen ganz anderen Stellenwert erhalten. Und so etwas ist potenziell geschäftsschädigend. Damit dürfen wir bei der neuen Vision davon ausgehen, dass nichts dergleichen in dieser Vision zu suchen hat. Und wir sollen auch nicht enttäuscht werden!

Was also sagt die Vision?

Sie sagt, dass man Heilung erzielt, wenn auch langfristig, wenn „Patienten schneller von Forschungsergebnissen profitieren“. Aber dabei bleibt es nicht. Dazu gehört noch, dass „auch umgekehrt Informationen, die vom Patienten kommen, wieder in die Forschung überführt werden“.

Oder mit anderen Worten: Die Patienten sterben an Krebs, weil sie nicht schnell genug von Forschungsergebnissen profitieren, und, weil zu wenig Patienten-Informationen in der Forschung zu finden sind. Da frage ich mich, wie kann man klinische Studien durchführen, bei denen man nichts über die Teilnehmer dieser Studie weiß? Da kann man gleich klinische Studien ganz ohne Patienten durchführen. Wenigstens weiß man dann, dass die Studie ohne Teilnehmer durchgeführt wird. Das sind dann sehr preiswerte Studien und man kann die Ergebnisse nach Lust und Laune gestalten. Ein Paradies für die Pharmaindustrie!

Aber so war das dann doch nicht gemeint. Gemeint war, dass man noch viel zu wenig Daten von den Patienten erfasst, was sich mit dieser Vision jetzt signifikant ändern soll. Dazu sollen Netzwerke aufgebaut werden, die „Daten besser zusammenführen und die heutigen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz noch besser nutzen“.

Krebs ist also ein Problem der Datenzusammenführung? Krebs ist also ein Problem der künstlichen Intelligenz? Ich fürchte, dass im Jahr 10.053 unter diesen Voraussetzungen Heilung immer noch ein unerreichbares Ziel sein wird. Aber man wird dafür die entsprechenden Ausreden parat haben.

Das alles kostet natürlich Geld, wie bereits erwähnt. Und zwar richtig Geld! 60 Millionen EUR sollen für die Förderung von „großen klinischen Studien“ bereitgestellt werden. Toll! Weiter erfahren wir, dass seit 50 Jahren das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg ebenfalls mit viel Geld gefördert wird. Also jetzt noch mal viel Geld auf das bereits ausgegebene viele Geld!

Oder mit anderen Worten: viel Geld für Todesursache Nummer 2 – und jetzt noch mehr Geld für was? Dafür, dass Krebs Todesursache Nummer 1 wird? Wohl kaum. Aber die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Denn dieses marode Konzept, was jährlich 200 Millionen EUR als „Krebsforschung“ verschlingt, wird jetzt um eine weitere kostspielige Variante erweitert, die weiterhin sicherstellt, dass die Ursachen für Krebserkrankungen bis mindestens zum Jahr 10.053 im Dunkeln bleiben.

Wie sieht die Verdunklungsstrategie bis zum Jahr 10.053 aus?

Krebsfrüherkennung [2] ist hier das Stichwort!

Aber, es gibt Probleme mit Fehl- und Überdiagnosen etc. Das Problem liegt für die Ministerin nicht in der Natur der Früherkennung, sondern im Fehlen von „Künstlicher Intelligenz“. Damit ist ein weiteres Zwischenziel erreicht. Und das ist das Hochhalten von Vorsorgeuntersuchungen, trotz aller berechtigter und gravierender Zweifel, und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Gesichtspunkt [3].

Damit ist nicht Schluss…

Es kommen jetzt neue Technologien dazu, wie zum Beispiel Lasersysteme, „die einzelne Krebszellen aufspüren können“. Das gibt doch Grund zur Hoffnung. Denn wir wissen ja alle, dass unser blödes Immunsystem dazu überhaupt nicht in der Lage ist. Denn, wenn Gott gewollt hätte, dass Krebs heilbar wäre, dann hätte er unseren Körper mit einem Lasersystem versehen. Aber dazu ist ja jetzt die Bundesministerin da!

Besonders bemerkenswert ist dann die Aussage, dass als Schwerpunkt die Förderung großer klinischer Studien anvisiert wird und (jetzt der bemerkenswerte Teil) dass die Empfehlungen, die aus diesen Studien hervorgehen, „direkt den Patienten zugute kommen“. Oh ha! Ist das ein Eingeständnis, dass bislang die Ergebnisse und Empfehlungen von Studien NICHT den Patienten zugute kamen? Wem dann? Ist dies ein Eingeständnis, dass die bisherigen Studien an Wertlosigkeit kaum zu übertreffen sind? Und ist dies eine Erklärung dafür, warum Krebs Todesursache Nummer 2 hat werden müssen? Mich überrascht inzwischen nichts mehr!

Natürlich war das nicht so gemeint!

Denn der Haken ist angeblich, dass es nur „den Weg aus der Forschung zum Patienten“ gibt. Jetzt folgt wieder so ein bemerkenswerter Satz: „Aber die Ergebnisse am Patienten wieder zurück zu spiegeln in die Forschung – was macht das Medikament? Wirkt es? All das soll schneller und effektiver werden, indem wir den Informationsaustausch stärken“.

Was für eine Forschung ist das, die keine Qualitätskontrolle durchführt? Die Frage nach der Wirkung von Medikamenten in einer Studie sollte integraler Bestandteil, wenn nicht die Basis jeder Studie sein. Denn ohne diese Frage lässt sich keine Studie durchführen. Und jetzt erfahren wir aus dem Mund der Bundesministerin für Forschung und Tollhausaktivitäten, dass man daran denkt, endlich Studien durchzuführen, die auch eine Qualitätskontrolle zulassen. Warum wohl ist Krebs die Todesursache Nummer zwei? Aha… langsam beginne ich zu verstehen!

Nicht beschleunigen, sondern bündeln

In diesem Tohuwabohu von dem, was die Ministerin als Argumente von sich zu geben glaubt, tauchen neue nobelpreisreife Ideen auf. Denn man will nicht beschleunigen, um mehr Therapien auf den Markt zu werfen (schade, die Pharmaindustrie hört das nicht gern). Vielmehr will die Ministerin Informationen bündeln „und dadurch eine höhere Wirksamkeit erzielen“. Habe ich das richtig verstanden? Wenn ich Informationen bündel, dann wird die Krebstherapie wirksamer? Also ist das Versagen von Chemotherapeutika darin begründet, dass nicht genug Informationen vorher gebündelt worden sind?

Danach wird die Frage erörtert, warum genetische Analysen, die bei der Krebstherapie über die Art der Chemotherapie mit entscheiden, bislang kaum einen Nutzen gezeigt haben und was ein Netzwerk hier bewirken kann? Die Antwort ist die eines Politikers würdig, der zwar Forschungsminister ist, aber von Forschung keine Ahnung hat: anstatt die Ursache für die Wirkungslosigkeit der genetischen Analysen zu analysieren, veranstaltet der Politiker Voodoo Beschwörung durch Vernetzung, die dann, wenn ausreichend vernetzt ist, die genetischen Analysen zur Höchstleistung treibt. Dazu ist das fleißige Sammeln von Patientendaten notwendig, die als Opfergaben auf den Altar dieser Politik-Wissenschaft gelegt werden müssen.

Langsam wird es eindeutig: Datenschutz durch Datenflut

Wie es aussieht will die Forschungsministerin mehr als das, was bereits existiert. Patientenakten, Krebsregister etc. scheinen noch nicht auszureichen. Was jetzt her muss, das ist eine „Forschungsakte für jeden Patienten“. Es sollen Gelder für die Erhebung von noch mehr Daten und deren Verwaltung eingesetzt werden, was die Lösung des Problems im Gehirn dieser weltfremden Politikmanager darstellt. Oder mit anderen Worten: Wenn ich nichts über die Ursachen von Krebs weiß und ich deshalb nicht weiß, wie ich die Erkrankung effektiv behandeln kann, dann muss ich mir keine Gedanken machen, wie ich dieses Nicht-Wissen beseitige. Vielmehr ist es wichtig, dass ich Daten sammle über viele Fälle, über die ich nichts weiß. Und wenn ich dann genügend Daten dazu zusammen habe, dann habe ich die Lösung, auch wenn ich nichts weiß.

Und weil die Ministerin weiß, das krebskranke Menschen verzweifelte Menschen sind, geht sie zynischer Weise davon aus, dass diese Menschen bereit sind, an diesem Irrsinn teilzunehmen. Aber nicht nur das. Auch die Daten von gesunden Menschen sollen in entsprechender Weise gesammelt und aufgearbeitet werden. Denn man macht ja „Prophylaxe“.

Selbstverständlich werden diese Daten nur zu „medizinischen Forschungszwecken“ verwendet. Und sie werden natürlich entsprechend geschützt, klar! Solche Behauptungen hören wir immer an dieser Stelle! Wo vorher noch das Sammeln von Daten von krebskranken Menschen die Lösung des Problems war, ist auf einmal das Sammeln von Daten von gesunden Menschen ebenfalls ein Beitrag zu dieser Lösung. Ich frage mich hier allen ernstes, wie das Sammeln von Daten von gesunden Menschen einen Beitrag dazu leistet, Krebserkrankungen zu erklären.

Die ultimative Begründung

Diese tolle Sache muss unbedingt her, da ein Atlas gezeigt hat, „dass Patienten in Deutschland noch nicht die optimale Behandlung erhalten“, der sogenannte „Krebsatlas“. Denn: „Jeder Patient soll künftig wissen, dass er als krebskranker in Deutschland am besten aufgehoben ist, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land“.

Jetzt war ich der Meinung, dass wir das beste medizinische System im gesamten Universum haben, und nun das! Jetzt, wo es gilt gediegenen Schwachsinn der Bevölkerung schmackhaft zu machen, die die Kosten von 60 Millionen EUR dazu aus deren Tasche finanzieren muss, ist das Argument vom „besten medizinischen System weltweit“ wenig geeignet. Jetzt auf einmal finden wir Schwachstellen, die es mit 60 Millionen EUR auszubügeln gilt. Und die Begründung dafür ist abenteuerlich.

Fazit

Wir haben eine Forschungsministerin, die nicht einen Tag in ihrem Leben in der Forschung gewesen zu sein scheint. Als Hotelfachfrau mit BWL-Fernstudium ist dies auch relativ unwahrscheinlich. Aber so sehen dann BWL-Hotelfach-Lösungen für mangelnde Kenntnis einer letalen Erkrankung aus. Wie es aussieht hat man hier die richtige „Fachfrau“ als Forschungsministerin erkoren, die mit ihrem Hintergrund nach Lösungen sucht, die nicht die Forschung von Krebs zum Ziel hat, sondern dieses Anliegen nur zum Anlass nimmt, um noch mehr Steuergelder bestimmten Institutionen in den Rachen zu schieben.

Fazit vom Fazit: Krebs ist keine BWL-Veranstaltung. In der BWL mag das Sammeln von Daten ohne Ende von Nutzen sein. Die Erkenntnis zu Krebs, wie er entsteht und wie er zu bekämpfen ist, wird dadurch nicht gefördert. Ganz im Gegenteil! Über 50 Jahre Krebsforschung und dann immer noch Todesursache Nummer 2 in der Statistik zeigen mir relativ deutlich, dass es auch gar nicht darum geht, Krebs zu bekämpfen, sondern selbigen bis zum Jahr 10.053 gedeihen zu lassen. Denn nur so können marode Projekte wie dieses in die Welt gesetzt werden.

Es wäre schrecklich, wenn Krebs eine heilbare Krankheit würde. Kein Wunder also, warum alternativmedizinische Bemühungen derartig abartig ignoriert und verdammt werden.

Quellen:
[1]      Nationale Dekade gegen Krebs – Wissen – Süddeutsche.de
[2]      Mammografie-Untersuchungen fragwürdig
[3]      Mammografie: Das große Geschäft

Bild: 123rf.com – Yuiy Klochan

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René Gräber

René Gräber

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